Kochfreunde.com

Kochfreunde.com ist das kulinarisches Magazin von Oliver Wagner. Hier dreht sich alles rund um die beinahe schönste Sache der Welt: Gutes Essen. Dabei reicht der Fokus von Berichten über spannende Restaurants bis hin zu Rezepten aus der eigenen Küche, Kochbücher und kulinarische Gadgets.

Jøwåy

Feine Küche, starke Handschrift – Überraschung mit Charakter und Klarheit

Einer glücklichen Empfehlung habe ich meinen spontanen Besuch im Jøwåy in der Nürnberger Altstadt zu verdanken. Seit 2020 betreibt Johannes Hannweg das sympathische und stylische kleine Restaurant in der Hutergasse. Unverkennbar nach wie vor, die Wurzeln als Weinbar und die große Begeisterung Hannweg´s für lokale Produzent:innen. In den letzten Jahren wurde das kulinarische Angebot deutlich erweitert und bietet eine kleine á la carte Auswahl an und ein Menü, das in Ausführungen zwischen drei und sechs Gängen gestaltet werden kann (6 Gang, wie von mir gewählt, für 135€, zzgl. Weinbegleitung 95€).

Zwei kleine Amouse und eine sehr gute, hausgebackene Focaccia leiten das Menü ein. Der erste Gang ist die Erbse. Genau gesagt gegrillte Erbsen. Darunter eine Créme von der Erbse mit Chardonnay-Essig, Gel vom Johannisbeerholz und Holzkohle-Emulsion. Das ist frisch, frühlingshaft und ein feiner, ganz individueller Auftakt.

Eine bretonische Sardine ist der Protagonist im nächsten Gang. Leicht angegrillt wird sie hier kombiniert mit Piment d’Espelette als Créme, Ingwer-Gel und einer Apfel-Szechuan-Vinaigrette. Leichte Schärfe und intensive Säure bilden einen schönen Kontrast zum Fisch. Dazu im Glas ein Grüner Veltliner vom Schloss Halbturn.

Karotte in Aspik, klein gewürfelt und gepickelte Möhre, dazu Estragon-Gel und -Erde sowie eine Jalapeño-Safran-Vinaigrette. Hätte die Karte die Zubereitungsform in Aspik ausgewiesen , hätte ich diesen Gang vermutlich übersprungen. Zu unrecht, wie sich herausstellte. Erneut ein Gang mit Schärfe und Säure – und vor allem durch die sehr gute Vinaigrette wesentlich spannender, als meine Assoziation zunächst suggeriert hat. Der Gewürztraminer von Donaubaum aus der Wachau kann mit dichter Fülle sehr gut mithalten.

Vielleicht der beste Gang des Abends: Kaisergranat (leicht angebraten und in Ravioli) mit einer kräftigen Enten-Consomé. Hier ist vor allem der intensive Sud der Star, ohne das Krustentier komplett zu überdecken. Eine tolle Wahl von Johannes Hannweg dazu auch der Chardonnay von Saint Veran aus dem südlichen Burgund.

Im nächsten Gang kommt ein fränkisches Bio-Wagyu aus Aufsess an den Tisch, kross angebraten und pur präsentiert. Kimchi und Wasabi-Mayos leiten bereits den Weg in eine asiatische Richtung. Auf einem weiteren Teller Soontofu, ein koreanischer Eintopf, hier vegetarisch umgesetzt. Scharf, süffig, top. Dazu ein Château Beaumont Cru Bourgeois 2014.

Banane, als Mousse, Curry als Eis – Dank einer Karamellsauce fein zusammen geführt. Noch feiner: eine Blaufränkische Spätlese von Hans Tschida.

Das Jøwåy hat in der Nürnberger Gastronomie-Landschaft einen guten Platz gesucht und gefunden. Gerichte etwas abseits des fränkischen Mainstreams, ohne die Komplexität der zahlreichen Sternehäuser in der Umgebung. Dazu ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, ein sehr gutes Händchen für die Weine und vor allem: Ein sympathischer Gastgeber.

Jøwåy Nürnberg
Hutergasse 1
90403 Nürnberg

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