Kürzlich habe wir eine kleine Auszeit auf Lanzarote genommen. Schnell stellte sich heraus, dass es auf der nördlichsten Insel der Kanaren erstaunlich viel zu entdecken gibt. Weine, zu aller erst. Aber auch Käse. Und zufällig stießen wir auch auf eine Saline ganz im Süden der Insel. Nun könnte man denken, das Salz kein so herausragendes Produkt, vor allem kein regional relevantes Thema ist. Insbesondere aber keines, für dessen tiefere Erkundung man einen Urlaubstag investiert. Weit gefehlt, denn in den Salinas de Janubio verbergen sich nicht nur großartige Fotomotive, die Salinen sind unter zwei Aspekten einzigartig.
Salinas de Janubio – Salz ernten wie vor 100 Jahren
Pünktlich zum Sonnenuntergang füllt sich jeden Abend der kleine Parkplatz oberhalb der Salinas de Janubio. Die Windräder am Ende der Salzfelder sind eines der beliebtesten Instagram Motive der Insel, vor allem während die Sonne Himmel und Meer rötlich einfärbt. Die Windmühlen sind aber deutlich mehr: Ursprünglich wurde die Bewässerung der Salzfelder mit fünf dieser Windräder sichergestellt. Mit Hilfe der Windkraft wurde das Wasser aus der Bucht gepumpt und in ein komplexes Kanalsystem überführt, aus dem die unterschiedlichen Parzellen je nach Bedarf bewässert werden. Momentan werden statt der Windräder moderne elektrische Pumpen verwendet. Allerdings, sobald alle Windräder wieder aufgebaut sind, wird auch dieser Arbeitsschritt wieder wie vor 100 Jahren durchgeführt. Aktuell ist dies auch schon die einzige moderne Veränderung. Alles andere wird seit der Wiedereröffnung der Saline bereits komplett traditionell gehandhabt.
Wie kommt das Mikroplastik ins Fleur de Sel?
Leider – und das ist ein großes Problem, lässt sich das nicht vermeiden. Vor allem im Fleur de Sel, das schwimmend auf dem hochsalzigen Wasser schwimmt, mischt sich Mikroplastik automatisch und in teilweise hoher Konzentration in die zarten Flocken. Produzenten gehen damit unterschiedlich um. Entweder belassen sie die Partikel im Salz (was leider für schlechte, teilweise alarmierende Testergebnisse sorgt) oder sie setzen Chemie ein, um das Plastik auf- oder abzulösen. Durch den Einsatz der Chemie verliert das Salz allerdings das so wichtige Jod. In einer Studie von Foodwatch wurde so nachgewiesen, dass Fleur de Sel von der Insel Ibiza mit bis zu 5.400 Mikroplastik-Teilchen je kg belastet ist.
Warum ist das Fleur de Sel von Salinas de Janubio frei von Mikroplastik?
Bei einem der letzten Vulkanausbrüche auf Lanzarote entstand an der südlichen Küste eine große Lagune. Die natürliche Barriere ist meterhoch und trennt die Bucht vom Meer. Das Meerwasser kann ausschließlich durch den Druck der Wellen durch das poröse Vulkangestein gepresst werden. Dabei wirkt der Stein als natürlicher Filter. Alle störenden Partikel, vor allem das Mikroplastik, verbleiben im Filter. Diese einmalige natürliche Fügung sorgt dafür, dass sich bereits beim Beginn der Salzgewinnung das Meerwasser in einem natürlichen „Originalzustand“ befindet. Somit muss auch nach der Gewinnung des Fleur de Sel nicht mehr eingegriffen werden und man erntet plastikfreies Fleur de Sel.
Solange wir mit dieser Belastung in den Weltmeeren zu kämpfen haben, sind diese erfreulichen und natürlichen Sonderfälle besonders relevant. Natürlich ist es mehr als wünschenswert, das künftig alle Salinen wieder die gleichen Ausgangsbedingungen vorfinden können. In der aktuellen Situation ist es aber gut zu wissen, dass es Produzenten wie die Salinas de Janubio gibt. Leider ist mir aktuell aber kein Importeur bekannt, der uns dieses Produkt hier im Markt anbietet. Bleibt der Tagesausflug direkt in die Salinas, wenn man ohnehin zufällig auf Lanzarote weilt.
Besonders praktisch an einem Ausflug zu den Salinas de Janubio ist die Tatsache, dass in den Hügeln direkt oberhalb der Salinen das wunderschöne Restaurant Mirador de las Salinas liegt. Nicht nur der Blick über die Lagune und das Meer ist beindruckend, auch die Küche ist unbedingt eine Reise wert. Dazu kommt eine der besten Weinkarten der Insel, mit Weinen unserer liebsten Winzer auf der Insel – und das zu sehr konsumfreundlichen Preisen!