Der Anspruch in der Umsetzung ist in diesem Werk dementsprechend deutlich höher: Ottolenghi selbst spricht deswegen auch eher von einem Restaurant-Kochbuch. Zudem ist der Aktions- und Einflussradius deutlich größer. Viele der Rezepte stammen aus der Feder von Ramael Scully, der die Küche im NOPI leitet und viele seiner asiatischen Wurzeln in die Kreation mit eingebracht hat. Entstanden ist eine bunte Mischung von mediterranen und orientalischen Gerichten mit asiatischen Einflüssen – und umgekehrt. Das Buch geht sehr ausführlich auf diese Entstehungsgeschichte ein und stellte neben jedem Rezept auch einige Hintergründe vor, beschreibt den Weg, der zum Ergebnis führte – oder stellt einzelne Produkte vor.
Und genau diese Mischung ist es, die dieses Buch so liebenswert macht. Tatsächlich tut sich hier ein Fundus an Rezepten mit spannender Aromatik und ungewöhnlichen Kombinationen auf: von scharf-würziger Wassermelonensuppe über Lavendel-Labneh mit gebratenem Rhabarber und Pinienkern-Biscotti oder Gebratene Entenbrust mit Haselnuss-Bier-Butter, rotem Quinoa und Pilzen bis hin zu einem Sumach-Martini. Dazu auf einem Level, der wie gemacht für den interessierten Hobbykoch ist. Nicht zu schwierig, aber herausfordernd genug. Und, zumindest aus meiner Warte, viel neues kulinarisches Terrain, das gemeinam mit Yotam Ottolenghi und Ramael Scully beschritten und entdeckt werden kann. Sardellenfilets treffen auf Kokosmilch, Lammbries auf Erbsenpüree und Miso, Krebs auf süße Pfeffersauce, Gurkenpickels und Zimt. Alles schreit förmlich danach möglichst schnell nachgekocht zu werden…
orientalisch · asiatisch · raffiniert