Während drei sensationellen Tagen auf der re:publica, der wohl derzeit spannendsten und zugleich größten Konferenz rund um digitale Themen in Deutschland, ist man ohnehin bester Dinge und ständig mit der Aufnahme und Verarbeitung neuer Eindrücke beschäftigt. Kulinarisch gibt es allerdings dort neben Bratwurst und Hotdogs nicht viel zu holen.
Ganz anders sieht das wenige Kilometer weiter in der Rudi-Dutschke-Straße aus. Auch hier, im Restaurant Tim Raue, gab es in der letzten Woche viele neue Eindrücke für uns zu gewinnen, allerdings hier glücklicherweise auf allerhöchstem kulinarischen Niveau.
Spätestens nach der Lektüre von My Favorite Things. Berlin & Hongkong stand ein Besuch in der mittlerweile mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Wirkungsstätte Raues ganz oben auf meiner kulinarischen Wunschliste.
Für unseren Businesslunch haben wir das kleine Mittagsmenü in drei Gängen gewählt (38,- EUR), bingt man etwas mehr Zeit mit, kann man natürlich auch in vier (48,- EUR), fünf (58,- EUR) oder sechs Gängen (68,- EUR) schwelgen. Und wie ich im Nachhinein wünschte, wir hätten mehr als 90 Minuten eingeplant – oder am besten gleich nochmal einen Tisch für den Abend reserviert… Denn, soviel sei an dieser Stelle verraten: Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Besuch und dann auf eines der großen Menüs.
Wir starteten mit einer kleinen Auswahl unterschiedlicher Grüße aus der Küche (Schweinebauch Sechuan, Cashew-Kerne mit Thaicurry, Gelber Rettich mit japanischem Senf), während wir unsere Menüs zusammen stellten. Sehr positiv sei anzumerken, dass unsere Nachfrage nach vegetarischen Gerichten mit einer eigenen, zusätzlichen vegetarische Karte beantwortet wurde. Perfekt.
Und genauso perfekt ging es mit den ersten Gängen weiter. Bereits auf der Karte lachte mich der Blaue Hummer mit Pomelo und Zitronenblatt an, gehört er zwar zu den Gerichten mit leichtem Aufpreis, rechtfertigt diesen aber sofort auf den ersten Biss.
Nicht Blick. Denn mir gegenüber wurden parallel zu meinem Hummer zwei aussergewöhnlich schöne und ansprechend komponierte Gerichte serviert, die ich am liebsten auch noch bestellt hätte:
Auch der nächste Gang wirkte auf der anderen Tischseite optisch fast noch ansprechender als meine Wahl:
Aber ich habe mich ganz bewusst für einen Fischgang mit der schon an verschiedenen Stellen besprochen Kamebishi Soja Sauce entschieden. Gemeinsam mit der Marmelade von der Yuzu bildet sie eine sehr interessante und kontrastreiche Basis für den genau richtig und sehr zart gegarten Zander.
Während die Kollegen schon beim Dessert angekommen sind, mache ich noch einen kleinen Ausflug in Richtung der traditionellen chinesischen Küche, sprich in die Dim Sum Abteilung von Tim Raue. Wobei natürlich die Kombination des Perlhuhns mit Périgord Trüffeln und Haselnuss dann doch eine ganz eigene Interpretation ist – aber eine wahrlich fabelhafte, geschmacklich sehr runde und im Vergleich zu allen vorhergehenden Gerichten, sehr herbstlich anmutende Kreation. Mit Abstand aber die besten Dim-Sum, die ich bislang trotz des anhaltenden und durchaus löblichen Trends, probiert habe.
Es ist der Eindruck eines wirklich schlüssigen, ehrlichen und ganz eigenen Konzeptes, das man bei Tim Raue spürt, das angenehme Gefühl einer extrem hochwertigen und sehr produktfokussierten Küche, im wahrsten Sinne des Wortes, ohne Balast und eine große, sehr natürliche und selbstverständliche Modernität ohne den Versuch sich im Trend zu inszenieren.
Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Besuch, auf eines der großen Menüs und den dann deutlich intensiveren Blick in die umfangreiche Weinkarte.
Restaurant Tim Raue
Rudi-Dutschke-Strasse 26
10969 Berlin
Tel: +49 (30) 259 379 30
Mail: office@tim-raue.com
Ich kann die Einschätzungen, insbesondere bei den Dim Sum, uneingeschränkt teilen. Auch mich haben sie nachhaltig berührt. Toller Bericht, auch ich habe über meinen Besuch bei Tim Raue einen kleinen Beitrag geschrieben. http://blog.cookingaces.de/tim-raue/
Kulinarische Grüße