Schon viel zu lange stand das Forsthaus in Strelitz auf meiner kulinarischen Wunschliste. Beim 12. Cooktank der Sternefresser hat Wenzel Pankraz damals ein – nun ja – außergewöhnliches Gericht ins Rennen geschickt: Leicht gegarte Lammhoden. Der Eindruck war bleibend und kaum sechs Jahre später habe ich mich für zwei Nächte und zwei Durchgänge des aktuellen Menüs eingebucht.
Es sind heiße Sommertage, den Nachmittag verbringen wir an einem der großen Badeseen in der insgesamt noch ziemlich unberührten Natur rund um Neustrelitz. Zwischendurch ein kleiner Spaziergang über den malerischen Hof, ein kurzer Blick auf die Esel und Schafe auf der Weide, ein Schlenker durch den Gemüsegarten – und ab 19:00 Uhr wird das Menü aufgetischt.
Wir wohnen recht gemütlich in dem großen Hofzimmer über zwei Ebenen, inkl. Badewanne mit Ausblick. Nach drinnen wie draußen.
Das Menü umfasst an beiden Abenden sechs Gänge plus eine Option auf einen zusätzlichen Käsegang, dazu gibt es eine Getränkebegleitung mit einigen interessanten Weinen aus biodynamischer Herstellung.
Vorab gibt es einen knusprigen Leinsamenchip und eine Pilzcréme.
Spannend dann eine Kombination aus gebratenem Aal und einem Tatar. Natürlich alles von lokalen Produzenten und
Große Freude beim Brot: Knusprig, warm, Sauerteig.
Drei unterschiedliche Tomaten aus dem eigenen Garten in verschiedenen Zubereitungen. Ganz zart, ganz leicht, ganz viel Sommer!
Saibiling, Gurke, Holunder. Auf einer leicht gelierten Vinaigrette.
Das ist alles einfach, klar, präzise – vor allem stehen immer die individuellen Aromen der Komponenten ganz klar im Vordergrund. So kann es bitte weitergehen.
Geht es auch. Mit einer der besten Kombinationen von Pfifferlingen, die mir bis dato untergekommen ist (und die ich gleich für die eigene Küche adaptiert habe): Pfifferling und Zwetschge. What grows together, goes together!
Wild, Möhre, Jus. Tolle Fleischqualität, auch hier nur ganz schonend und wenig gegart. Toll!
Dann der Käsegang: Intensive, süße Rote Beete auf einer Käsecreme mit Anklängen von weißer Schokolade!
Der zweite Abend beginnt mit einer schlichten Komposition aus Zucchini aus dem eigenen Garten. Mariniert und als Créme gearbeitet.
Selleriebrühe mit Lamm. Erstaunlich, wie intensiv eine Gemüsebrühe schmecken kann. Voller Rauch und Umami.
Knollensellerie, Ei, Meerrettich.
Ochsenbacke, Grünkohl, Paprika. Dem Titel nach mag man es sich kaum vorstellen, aber auch dieser Teller erzählt viel vom Sommer, der Saison, ist leicht und präzise.
Arabica, Steinpilz ist dann ein weiteres großartiges Gericht rund um Pilze!
Morgens wartet bereits ein gedeckter Frühstückstisch. Einige wenige Produkte, aber alle in höchster Qualität, frisch und vom eigenen Hof. Dazu das tolle Sauerteigbrot. Das ist so viel stimmiger als große Buffets mit fragwürdigen Auslagen!
Durch das Fenster weh ein leichter Wind, Hunde laufen freudig vorbei.
Wir bleiben doch noch etwas länger…
Forsthaus Strelitz
Berliner Ch 1, 17235 Neustrelitz
