Seit einigen Jahren gibt es einen eindeutigen Trend auf Kreuzfahrtschiffen zu beobachten: Gutes Essen steht immer mehr im Fokus. Und das nicht nur im direkten Leben an Bord, sondern und vor allem auch in der Kommunikation. Unterschiedliche Gesellschaften schmücken sich dabei mit klangvollen Namen bekannter Köche, teilweise stellen sie ganze Restaurants unter deren Regie – oder, wie auf den fünfzehn Schiffen der Costa Crociere – ein besonderes Gala-Menü.
Generell ist die Kulinarik auf allen Schiffen des Unternehmens stark von der italienischen Herkunft des Konzerns geprägt. Die Menüs in den Restaurants an Bord kreisen im täglichen Wechsel um einzelne Regionen. Von Venezien bis Apulien reicht das Spektrum. Der letzte Abend der meisten Reisen ist einem Gala-Menü aus der Feder von Bruno Barbieri gewidmet. Insgesamt sieben Michelin-Sterne hat er in seiner Karriere bereits erkocht, heute ist er in Italien einem breiten Publikum vor allem als Juror der lokalen Ausgabe von Masterchef Italien bekannt.
Auf dieses Menü habe ich mich im Vorfeld der Reise auf der Costa Favolosa besonders gefreut. Bereits das zweite Mal stach ich unlängst gemeinsam mit meinem Sohn auf einem Kreuzfahrtschiff in nördlicher Richtung in See. Von Warnemünde über Kopenhagen bis zum Geiranger Fjord führte die Fahrt auf der Costa Favolosa. Währenddessen durfte ich nicht nur Gast sein, sondern auch den ein oder anderen Blick hinter die Kulissen werfen. Davon werden weitere Geschichten erzählen.
Die Menüfolge in den Restaurants und auch beim Barbieri-Menu ist typisch italienisch: Anitpasti, Primi und Secondi, Dessert. Zumeist gibt es je Gang zwei oder drei Gerichte, zwischen denen gewählt werden kann. So auch an diesem Abend. Ich entscheide mich zunächst für das Millefeuille vom Schwein. Ein leichter Start und vielleicht in der Namensgebung etwas überhöht. Aber – und da zeigt sich das klassische Kompositionshandwerk von Barbieri – sehr fein ausbalanciert und in die Verbindung der dünn tranchierten Schweinelende mit Endivie, Walnuss und Birne wirkt das Gericht sehr rund.
Denn im Wesentlichen geht es genau darum: Ideen für Gericht zu entwickeln, die nicht nur typisch für die Ausrichtung der Costa-Schiffe sind, sondern auch für eine große Anzahl an Gästen in reproduzierbarer Qualität herzustellen sind. Das ist hier bereits gelungen.
Es folgen zwei Pasta-Gänge. Generell kann man feststellen, dass den Nudelgerichten ein besonderes Augenmerk zuteil wird. Über die acht Tage an Bord haben wir eine Vielzahl unterschiedlichster Pasta probiert, die klassischen Nudeln stammen dabei übrigens alle aus der Barilla Gold Reihe. Die Prozesse in den Küchen sind auch für die große Menge an Gästen gut ausgearbeitet, so dass stets perfekt al dente gegarte und heiße Nudeln auf dem Teller sind. Die begleitenden Saucen waren gut, teilweise sogar sehr gut. Barbieri serviert zum einen Garganelli mit Schwertfisch, zum anderen Tortellini mit Parmesancreme, Lorbeer und Muskatnuss. Das sind keine komplexen Gerichte, sondern ehrliche und einfache italienische Küche gut umgesetzt und nur dezent modernisiert.
Der Hauptgang des Gala-Menüs sind zwei Lamm-Koteletts ummantelt mit einer Brotkruste und Thymianextrakt. Besonders auffällig hier die in dieser Form ungewohnt intensive Lamm Aromatik. Das ist nicht unbedingt ein Makel, sondern schlichtweg ungewöhnlich, zugleich durch die mediterranen Kräuter gut eingebunden und präsent. Die Safran-Kartoffeln sind in hauchdünne Streifen gearbeitet und kross frittiert.
Nach einem kleinen Käsegang folgt als Dessert eine Waldfrucht-Bavarois, also eine Bayerische Creme, ummantelt mit Traubenmost. Das ist fein, süß, und zum Glück nicht so mächtig wie erwartet. Gegenüber freut sicher der junge Mann über ein lauwarmes Schokotörtchen mit Vanillesauce und einem Hauch von Lavendel. Die Suche nach einem flüßigen Kern bleibt allerdings erfolglos.
Bruno Barbieri setzt mit dem Konzept seines Menüs einige deutliche Vorgaben und Schwerpunkte: Authentisch italienisch soll es sein, sowohl für die Gäste aus seinem Heimatland passend, insbesondere aber auch für die vielen internationalen Reisenden. Und, das wird in der Kommunikation natürlich nicht so in den Vordergrund gestellt: Es muss für die Küche möglich sein, so viele Gerichte gleichzeitig vor- und zuzubereiten und mehr oder weniger gleichzeitig zu schicken – und das in stabiler und reproduzierbarer Qualität. All das gelingt sehr gut. Es war ein schöner kulinarischer Schlusspunkt unserer Reise. Mein wirkliches Highlight gab es allerdings an einem anderen Abend, in einem anderen Restaurant. Dazu später mehr…
Unsere Reise wurde durch die Costa Crociere S.p.A unterstützt. Einfluss auf Art und Umfang der Berichterstattung hat dies nicht.