Zumindest geht es mir in den letzten Zügen eines Menüs eigentlich immer so. Das Timing muss genau passen, alle Komponenten müssen gleichzeitig fertiggestellt und auf die vorgeheizten Teller verteilt werden. Ideal wäre es, einen Profi in der Küche zu haben, der bei diesen Schritten hilft und den Stresspegel senkt. Oder, und das ist das Prinzip von La Belle Assiette, warum nicht gleich das Zepter an einen Profi übergeben, der sich vollständig und um alle kulinarischen Belange kümmert. So hat der Gastgeber Zeit, sich exklusiv und vor allem vollkommen entspannt seinen Gästen zu widmen und mit ihnen den Abend in den eigenen vier Wänden zu verbringen, während in der Küche alles seinen fest geplanten Lauf nimmt.
Vor kurzem haben wir einige Freunde eingeladen um genau so ein Dinner auszurichten. Gerne übergab ich das Kommando am Herd an Marcel Weiland, der an diesem Abend unser Koch war. Über die Online Plattform konnten wir vorab das fünfgängige Menü auswählen und den ein oder anderen Sonderwunsch einarbeiten.
La Belle Assiette ist ein Startup aus Frankreich, das mittlerweile auch in England kräftig Fuß gefasst hat und via Hamburg auch die Internationalisierung in Deutschland anstrebt. Die Kosten für einen solchen Abend sind vergleichbar mit einem Menü in einem guten Restaurant. Wobei die Spannbreite anhand der zur Auswahl stehenden Köche und Menüs recht groß ist.
Im Vorfeld des Abends hatte ich mich mit Lukas, dem Deutschlandchef der Plattform, ausgetauscht und zu dem Dinner bei uns verabredet. Neben dem Koch, Lukas und unseren Gästen, hatten wir noch Besuch eines Fotografen des Hamburger Abendblatts, der für einen Artikel über das Unternehmen Bilder unseres Abends aufnehmen konnte. Der ausführlich Bericht ist hier (und via Google Suche auch kostenlos) zu finden.
Insgesamt fünf Gänge fanden den Weg auf unseren Tisch. Marcel erklärte uns Produkte und Zubereitung stets aus der offenen Küche heraus. Denn natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, dem Profi regelmäßig über die Schulter zu schauen um vielleicht noch den ein oder anderen Trick zu lernen.
Wir starteten mit kleinen Amuse Gueule in Form eines frischen Couscous mit geröstetem Pancetta.
Als ersten Gang servierte Marcel ein großartiges Beef Tartar, frisch mit einem scharfen Messer vor unseren Augen geschnitten, dazu einen panierten und kross ausgebackenen Austernsaitling.
Die Zubereitung der Kräuterschaumsuppe tauchte die Küche und das Esszimmer in einen intensiven Kräuterduft. Erstaunlich viele heimische Kräuter fanden den Weg in den Mixer – und anschließend zusammen mit einem extrem vollen und knusprigen Crumple auf unsere Teller bzw. in die Gläser. Denn selbst das Geschirr für die einzelnen Gänge wird vom Mietkoch mitgebracht.
Der Wolfsbarsch war etwas komplexer und sorgte für leichte Irritationen bei einigen Gästen. Die pürierten Karotten waren etwas zu süß ausgefallen. Auf der anderen Seite haromonierte diese leichte Süße gut mit der kräftigem Salsiccia und dem Fisch. Aber genau diese kleinen Fragen und Anregungen kann man in einem solchen, privaten Rahmen, sehr gut besprechen. Und letztlich profitieren beide Seiten davon. Denn wo sonst kann ein Koch so unmittelbares Feedback zu neuen Kreationen einholen und teilweise direkt in der Küche nebenan umsetzen.
Das kulinarische Verwöhnprogramm schloss mit einem großartigen Dessert mit flüssigem Schokokuchen und einer Mandelerde.
Es ist immer wieder faszinierend, wie groß das Angebot an neuen Unternehmen und Startups ist, die im Bereich Food und Gastronomie neue Lücken erkennen und sinnvoll füllen. La Belle Assiette bringt dabei Online- und Offline-Experience sehr gut unter einen Hut und stellt eine perfekt Alternative für kleine und größere Einladungen da. Entweder, wenn man selbst nicht Kochen kann/mag – oder wenn man seinen Gästen an einem besonderen Abend die volle Aufmerksamkeit widmen möchte, ohne in ein Restaurant einzuladen, sondern eher die private Atmosphäre der eigenen vier Wände sucht.
Alle Fotos stammen von Mira Cécile / La Belle Assiette