An unserem ersten Tag in Südafrika besuchten wir zum Lunch das Restaurant „Faber“ in Paarl. Es befindet sich auf einer wunderschönen Farm im Weingebiet Avondale. Bevor wir das Restaurant betraten, durchliefen wir einen blühenden Vorgarten, dessen Schönheit uns fast die Sprache verschlug. Was mag uns innen erwarten? Das Interieur ist ein gekonnter Mix aus modern und rustikal, mit den großen Terrakottafliesen fast schon ein wenig mediterran. Viele Deko-Elemente stammen aus eigenem Handwerk. Die Kraft der Natur zieht uns hier irgendwie in ihren Bann. Sanft, aber dennoch spürbar. Noch viel schöner ist die riesige Außenterrasse mit gusseiserner Bestuhlung und einem Efeu bewachsenen Dach.
Nachdem wir uns gesetzt haben, genießen wir die Aussicht. Wer hier nicht runterkommt und entspannt, ist selbst Schuld. Es ist einfach idyllisch und beruhigend.
Doch wir waren nicht nur zum Lunch hier. Wie die Köche des Söl’ring Hof bewirtschaftet auch Küchenchef Eric Bullpit einen eigenen Kräuter- und Gemüsegarten neben seinem Restaurant. Wir ließen es uns nicht nehmen, diesen nach dem Essen zu durchforsten. Hier wächst eigentlich alles, was man sich nur vorstellen kann und vieles davon findet sich natürlich auf der Speisekarte wieder, von der Aubergine über den Kürbis bis zur Chili. Die Sous-Chefin führte uns durch das Gemüseparadies. Selbst außerhalb des Gartens entdeckten wir wilden Sauerampfer, der noch viel intensiver als der in Deutschland schmeckte. Es war schön zu sehen, mit wie viel Liebe Gemüse und Kräuter hier angebaut werden und welche Produktleidenschaft im Konzept des Restaurants steckt. Es gibt sicherlich viele Restaurants, die davon träumen, so gut es geht autark zu wirtschaften und ihr eigenes Gemüse anzubauen. Eric Bullpit und sein Team haben ihre einzigartige Lage perfekt genutzt. Die hervorragende Produktqualität durften wir auch in unserem Lunch zuvor schmecken…
Küchenchef Eric konzentriert sich mit wenigen Produkten auf dem Teller auf ein harmonisches, kulinarisches Handwerk und authentische südafrikanische Küche. Seine Mission: Seine Gäste glücklich zu machen. Mit Produkten, die ihm die Natur zur Verfügung stellt und deren Herkunft eine elementare Rolle spielt. Als ersten kleine Gruß aus der Küche schickte uns Eric einen Blumenkohlschaum, getoppt mit scharfem Blumenkohl. Dieser war so lecker, dass ich ihn am liebsten als Hauptgang gegessen hätte. Seine Mission war hiermit schon mal gelungen.
Als Vorspeise wählte ich Gelbschwanzmakrele mit Zwiebeldressing, Schwarzrübe und Zwiebeldashi. Der Fisch hatte eine Spitzenqualität und erhielt durch das Zwiebeldashi noch das gewisse Etwas, nicht zu dominant, sondern genau richtig.
Auch in meinem Hauptgang war die Zwiebel wieder prägnant. Das Beef Sirloin mit Brûlée-Zwiebeln, braunem Zwiebelpüree und glasiertem Ochsenmark war super zart, die Zwiebeln noch bissfest und aromatisch, das Zwiebelpüree hätte fast noch intensiver sein können. Ein wirklich tolles Gericht aus nur wenigen Komponenten. Doch leider war der Teller nicht vorgewärmt, und so kommt unser Fleisch nur noch lauwarm am Tisch an. Eigentlich ein grober Fehler, den ich aber gelassen wegsteckte. Das Ambiente, das zuvorkommende und freundliche Servicepersonal machen dies wieder wett.
Zum Abschluss entschied ich mich nicht für etwas Süßes, sondern wählte die Variante mit Käse. Mich interessierte nämlich, was sich hinter der Boerenkaas-Creme verbirgt und erfuhr dann, dass es sich um Bauernkäse handelte. Begleitet wurde er von Ziegenkäse Parfait, gerösteter Feige und knusprigem Olivenbrot, das all die Komponenten zunächst auf dem Teller verdeckte. Die Bauernkäsecreme war sehr salzig und streng, das Ziegenkäse Parfait hingegen schmeckte mir sehr gut und harmonierte super mit den gerösteten Feigen.
Unser Fazit
Ein Besuch im Faber lohnt sich aus vielerlei Gründen. Das Ambiente ist absolut wohltuend. Die Karte verspricht eine sehr gute Auswahl, das Preis-Leistungsverhältnis stimmt und was den zuvorkommenden Service betrifft, kann das Faber zu 100 Prozent punkten und übertrifft einige Restaurants, in denen wir in Südafrika zu Gast waren.
Was mir besonders gut gefallen hat, und dieses Urteil lässt sich auf viele südafrikanische Casual Dining Restaurants übertragen, war die Portionsgröße. Ich hatte etwas Bedenken, zum Mittag ein 3-Gänge-Menü zu essen, doch anschließend fühlte ich mich keinesfalls zu überfüllt und hatte genau das richtige Sättigungsgefühl erreicht. Großes Kompliment!
Auf einen Blick
- Restaurant: FABER (zur Website)
- Küchenchef: Eric Bullpit
- aktuelle Auszeichnung: –
- Datum des Besuchs: 12.01.2017
- Kontakt: Avondale Wine, 7624, Klein Drakenstein, Paarl, Südafrika
+27 (0) 21 202-1219