Viel besser kann die Aussicht auf einen Abend in Hamburg nicht sein: Ein Tisch für zwei, vier Gänge sind versprochen, dazu wird gelesen.
Nicht irgendwas, sondern vier ausgewählte Kurzgeschichten aus dem gerade erschienen, neuen Buch von Stevan Paul, Schlaraffenland, die gleichzeitig den Rahmen des Menüs für den Abend vorgeben.
Und so lassen wir uns verwöhnen, lauschen, kosten und fühlen uns entführt, zu Exkursen in die Spitzengastronomie, an ferne Strände und in bourgeoise Küchen. Einer jeden Kurzgeschichte schließt sich ein Gericht, basierend auf dem zugehörigen Rezept, an:
Nachtschichten
Gebratene Jakobsmuscheln, mit Ingwer-Gurken, Wasabischaum
und gerösteter Nori-Alge
Wellenreiter
Steinbeißerfilet mit Calamari, Kichererbsen, Tomaten,
und Kräutern die grad da sind
Revolution
Ochsenbacke in Rotwein geschmort auf Safran-Risotto mit Navetten
Bauchgefühl
Grießmousse mit Honig-Zwetschgen
Im wesentlichen machen wir dabei zwei Entdeckungen: Es macht große Freude, Stevan beim Lesen seiner Geschichten zu folgen, zu spüren, wie er den Charakteren Leben einhaucht und wie der Spannungsbogen zwischen allgegenwärtigem Drama, einer guten Prise Humor und der natürlich stets präsenten Kulinarik immer wieder neu geschlagen wird.
Dazu die neu gewonnenen Erkenntnis, dass man bei Oliver Trific nicht nur exzellent speisen kann, sondern zudem auch sehr hübsch. Ein wunderbares, kleines und sehr geschmackvolles Restaurant mit klarem Schwerpunkt auf unprätentiöser lokaler Küche und fabelhaften Weinen (auch vins naturels). So kosteten wir ebenfalls den von Frau Gröner schon hochgelobten Cuvée aus Rheinhessen.
Eine weitere Entdeckung gilt es dann allerdings erst in den kommenden Tagen zu machen. Ich freue mich schon sehr auf die Lektüre der weiteren Geschichten und Rezepte aus dem Schlaraffenland, ein Buch über die tröstliche Wirkung von warmem Milchreis, die Kunst, ein Linsengericht zu kochen und die Unwägbarkeiten der Liebe.