Kochfreunde.com

Kochfreunde.com ist das kulinarisches Magazin von Oliver Wagner. Hier dreht sich alles rund um die beinahe schönste Sache der Welt: Gutes Essen. Dabei reicht der Fokus von Berichten über spannende Restaurants bis hin zu Rezepten aus der eigenen Küche, Kochbücher und kulinarische Gadgets.

Costa Navarino

Die späte Herbstsonne hüllt die Olivenhaine Messeniens in ein malerisches, weiches Licht und zeichnet lange Schatten auf den trockenen Ackerboden. Wir sind bereits in das Areal von Navrino Dunes eingebogen, noch ist die Straße zu beiden Seiten ausschließich mit alten und knochigen Olivenbäumen gesäumt. Die Wahrnehmung täuscht allerdings etwas: Viele dieser Bäume stehen nicht seit Jahrzehnten an ihrem jetzigen Bestimmungsort: In der größten Olivenbaum-Umpflanzaktion Europas wurden (und werden) rund 16.000 Oliven- und 8.000 Zitrusbäume umgepflanzt. Die Erfolgsrate dabei liegt, so werde ich später erfahren, bei knapp 100%.

Langsam lässt sich der Golfplatz erahnen, der den Hotelkomplex umrahmt. Bernhard Langer zeichnet für das Design des Meisterschaftsplatzes verantwortlich. Sanft geht die Vegetation in die Greens, Fairways und Bunker über. Dazwischen überall weitere Olivenbäume und schließlich das Meer, auf das der Par-71-Platz  einen wunderbaren Blick bietet.

Aber wir sind (im Gegensatz zu vielen anderen Gäste) gar nicht zum Golfspielen angereist. Vielmehr möchte ich die Region erkunden, die Kulinarik und Küche ausprobieren und mehr über die beiden Hotels in Costa Navarino erleben: Das Romanos, a Luxury Collection Resort und das Westin Resort. Beide sind eingebettet in das Gelände der Navarino Dunes.  Mit 130 Hektar besticht es durch seine weitläufige, hügelige Landschaft und einen Kilometer langen Sandstrand. Vor allem aber durch die immense Großzügigkeit und Weitläufigkeit. Mehr als 90% der Landschaft wird für die einheimische Flora und die angelegte Grünflächen bewahrt. Überhaupt steht Nachhaltigkeit und ökolöogische, sowie soziale Verantwortung, in vielen Bereichen im Vordergrund.

So hören wir viel über den Gründer von Costa Navarino, Captain Vassilis Constantakopoulos. Ein erfolgreicher Reeder (Costamare) der ursprüngich aus eben dieser Region stammte. Beinahe zwanzig Jahre dauerte es, die vielen kleinen Ländereien zu erwerben, die heute die Basis für Navarino Dunes, aber auch die beiden neuen Hotelprojekte bilden. Ausgelacht hätten sie ihn hier damals für diese verrückte Idee, hier ein Luxusresort bauen zu wollen. Und erst recht für die ökologischen Praktiken, die überall Anwendung finden. Vieles davon registriert man auf den ersten Blick, andere Maßnahmen bleiben zunächst verborgen. So wie beispielsweise die Installation des größten, geothermischen Wärmesystems in Europa. Unterirdischen Pipelines erstrecken sich mit einer Gesamtlänge von 123 km unterhalb des Golfplatzes und erreichen eine bedeutende Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2 Emissionen in Costa Navarino. Außerhalb der Anlage wurden zwei riesige Wasserreservoires angelegt, die sich im Winter durch den Regen füllen und im Sommer die Wasserversorgung sicherstellen. Costa Navarino hat sich zudem an der Entwicklung eines Solarsystem beteiligt. Wasser und Strom waren die größten Probleme der Region in der Vergangenheit. Nun speist das Hotel in Zeiten hohen Bedarfs auch beides in das lokale Netz ein um so die gesamte Region zu unterstützen.

The Westin Suite mit privatem Pool
The Westin: Freistehende Badewanne

Erfreulicherweise werden wir beim Checkin upgegradet und beziehen eine großzügig Suite mit eigenem Infinity-Pool im Westin Komplex. Direkt zu unseren Füßen liegt das Morias Restaurant, in dem morgens ein Frühstücksbuffet serviert wird und Abends zu wechselnden Themen gekocht und gegrillt wird.

Olivenbäume und Blick auf die Hotelanlage

Unser erstes Dinner führt uns auf die Agora. Dem einem traditionellen Marktplatz nachempfundenen Zentrum des Resorts, an das sich sowohl das Westin als auch das Romanos Hotel anschließen. Bereits im Vorfeld hatte ich einige Reservierungen ausgesprochen, denn zu dieser Jahreszeit sind die Hotels und entsprechend die Restaurants gut besucht. Im Restaurant Da Luigi, mitten auf dem Dorfplatz, wird anspruchsvolle italienische und mediterane Küche angeboten. Wir teilen uns diverse Vorspeisen und Antipasti, etwas Pasta und dann ein Tagliata di Manzo. Das ist alles frisch, gut gewürzt und basiert auf offensichtlich sehr guten Produkten. Vor allem natürlich großartigen Tomaten, die mich in südlichen Spähren immer wieder begeistern. Reif, süß und voll Aroma…

Restaurant Barbouni
Zucchini Bällchen und griechischer Salat

Ausschließlich Mittags kann man direkt am Strand im Barbouni Fisch und mediterane Köstlichkeiten zu sich nehmen. Und das in einer der schönsten Kulissen, die man sich vorstellen kann. Während direkt vor dem Restaurant die Wellen über den Sandstrand brechen, sitzt man in einem zu allen Seiten komplett offenen Gastraum. Lediglich nach oben schützen parallel gespannte Stoffbahnen vor der Sonne und werden durch den Wind immer wieder in Bewegung versetzt und erzeugen so wellengleiche Muster. Wir entscheiden uns für einen leichten Lunch mit einem griechischen Salat und Zucchini-Bällchen. Dazu eine Flasche Rosé. Einer meiner Lieblingsorte auf der Anlage.

Restaurant The Flame

The Flame heißt das Restaurant im Clubhaus des Golfplatzes. Von der großen Terasse überblickt man die Fairways, kann bis runter zum Meer schauen und Abends einen wunderbaren Sonnenuntergang genießen.

Und auch aus kulinarischer Sicht ist der Besuch unbedingt empfohlen. Unser Dinner am zweiten Abend war sicherlich eines der Highlights. Ich entscheide mich für eine sautierte Foie Gras, die mit einer fruchtigen, leicht säuerlichen Sauce und Himbeeren serviert wird. Und mit einem schwarzen Brioche unter Blattgold. Sollten bei den Gästen Fragen nach dem kulinarischen Anspruch offen geblieben sein, dieses Ensemble beantwortet sie. Wenngleich das Blattgold etwas aufgesetzt wirkt und für mich verzichtbar ist, ändert das nichts daran, dass dieser Teller in der Tat ausgesprochen gut ist und von einem sehr intensiven Trainig des Küchenteams zeugt. Man spürt dieses Streben nach Perfektion auch auf dem Teller auf der anderen Tischseite: Der Casears Salad mit gegrillter Hühnerbrust kommt zwar mit einem guten, klassischen Dressing – allerdings viel zu kalt. So kalt, dass sich geschmacklich nicht viel entfalten kann. Das ist meistens auf die strikten Prozesse und die durchgehende Einhaltung der Kühlkette zurück zuführen und dient am Ende natürlich der Lebensmittelsicherheit. Für den Genuss wäre eine deutlich weniger gekühlte Präsentation sehr wünschenswert. Aber das liegt eben in der Natur der Sache. Wer mal auf einem Kreuzfahrtschiff den Fehler gemacht hat, Sushi zu bestellen, weiß wovon ich spreche…

Weiter geht es mit einem kleinen Tenderloin vom uruguyaischen Rind. Auf den Punkt und medium rare gegrillt. Dazu eine Chimichurri-Sauce und ein paar Süßkartoffelfries. Einfach, aber ebenfalls sehr gut.

Dorade im Restaurant Amyra

An einem anderen Abend besuchen wir das Armyra by Papaioannou, ein Fischrestaurant, das oberhalb des Pools im Romanos Hotels liegt. Das Ambiente ist luftig und edel, auch hier ist der Service professionell und herzlich. Und kulinarisch wird ebenfalls viel geboten. Ich wähle geräucherten Aal vom Grill und ein Filet von der Dorade. Auch hier ist die Umsetzung exzellent und die Produkte von guter Qualität.

Gegrillter Oktopus im Restaurant Armyra
Restaurant Kooc

Es gibt noch zahlreiche weitere Restaurants auf dem Areal. Das Spektrum reicht dabei von kleinen offenen Restaurants rund um den Dorfplatz über ein American Dinner neben dem Aquapark bis zu einem sehr schicken japanisch inspirierten Restaurant – das Onuki. Allerdings war dies zum Zeitpunkt unseres Besuches bereits zum Ende der Saison geschlossen. Im Restaurant Kooc wird auf einer lebendigen Terasse modern interpretierte griechische und mediterrane Küche serviert.

Sashimi in Restaurant Onuki

Navarino Dunes bietet ein großes Spektrum an kulinarischen Möglichkeiten und Varianten. Zudem eine wunderschöne und sehr weitläufige Anlage nach höchsten ökologischen Standards. Neben sämtlichen Wegen und teilweise auf den Dächern der Gebäude sind die natürlichen Pflanzen der Region angesiedelt. Dazwischen überall Obstbäume, Sträucher und Kräuter. Während einer interessanten botanischen Führung kann man sich damit im Detail vertraut machen.

Erntereife Oliven und die Käutergärten des Hotels

Unumgänglicherweise ist die Anreise mit einer Flugreise verbunden, was natürlich nicht so primär den Gedanken der Nachhaltigkeit unterstreicht. Leztlich liegt dies aber auch nicht mehr im Zuständigkeitsbereiches des Hotels. Die beste Anbindung bietet der kleine Flughafen in Kalamata. Von hier ist man in maximal 35 Minuten am Hotel. Aegean Airlines bietet beispielsweise Direktflüge von Düsseldorf und München und ab 2020 vermutlich noch von weiteren deutschen Airports. Alternativ kann man nach Athen fliegen und von dort Messinia mit dem Shuttle oder Auto in rund drei Stunden erreichen.

The Romanos: Beachfront Villa
The Romanos: Lobby
The Romanos: Lobby

Für Reisende mit Kindern ist sicherlich das Westin besonders zu empfehlen. Vor allem, weil es viele Zimmer und Suiten mit Verbindungstüren gibt. Noch etwas luxuriöser geht es im The Romanos a Luxury Collection Resort zu. Der Bereich ist insgesamt etwas kleiner, die Anzahl der Einheiten entsprechend geringer. Neben den Suiten mit eigenem Pool haben mich besonders die freistehenden Villen begeistert. Natürlich ist das alles eine Frage des individuellen Reisebudgets. Viel luxuriöser lässt sich ein Jahresurlaub nicht verleben. Insbesondere die vollkommene Privacy, die man in diesen Einheiten genießen kann ist für viele VIPs ein relevantes Kriterium. Die Anwesen sind komplett abgeschottet und nicht einsehbar, haben eigene Pools und einen privaten Zugang zum Strand. Durch die integrierten Butler’s Pantries kann die gesamte kulinarische Versorgung auch losgelöst von den Restaurants der Anlage erfolgen…

The Romanos: Pool
The Westin: Lobby

Im übernächsten Jahr steht die Eröffnung eines weiteren Resorts bevor. Neben dem neuen Golfclub Navarino Bay entsteht derzeit ein absolute Premium Hotel. Die rund einhundert Einheiten werden derzeit als Earth sheltered homes gebaut, also quasi vollständig in die Natur und Umgebung integriert. Alle Suiten und Villen werden einen unmittelbaren Blick auf das zu Fuße liegende Meer und direkten Zugang zum Golfclub haben. Das neue Clubhaus ist seit einigen Monaten in Betrieb. Natürlich haben wir auch dies zum Lunch besucht.

Navarino Bay: Das neue Clubhaus

Der Blick über das achtzehnte Green bis hinunter zum Meer ist beeindruckend und die Architektur und Ausstattung sensationell. Das Essen konnte diesen hohen Ansprüchen nicht ganz gerecht werden – aber das wird sich bestimmet weiter einspielen und schnell auf dem hohen Niveau der anderen Restaurants von Costa Navarino ankommen. Im Sommer residierte hier im Glofclub übrigens für zwei Monate das mit zwei Michelin Sternen ausgezeichnete Restaurant Funky Gourmet aus Athen.

Für Golfer ist eine Reise ins Costa Navarino eine unbedingte Empfehlung. Die Plätze sind wunderbar und mit den Shuttles kann man diese auch vom jeweils anderen Hotel aus schnell erreichen. Aber auch für Familien mit Kids gibt es viel zu entdecken. Und für Reisende ohne Kinder ist das Romanos ein unbedingter Tipp. Und aus kulinarischer Sicht ist man bestens aufgehoben. Auch außerhalb der Hotels gibt es viel zu entdecken. Dazu aber mehr in einem weiteren Artikel.

 

Costa Navarino
24001 Messenien
Griechenland
www.costanavarino.com

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