Die bereits sommerlich wärmende Frühlingssonne Süditaliens über mir, ein Glas kalter Weißwein neben mir auf dem Tisch – und direkt vor mir das Bocca Kochbuch von Jacob Kennedy. Eine perfekte kleine Ruhepause während unseres Aufenthaltes im Cilento.
Aber eigentlich spielt der Ort an dem man Bocca liest keine große Rolle, denn Kennedy gelingt es fast sofort, den Leser mit auf seine Reise durch Italien zu nehmen. Über ein Jahr bereiste er das Land von Nord nach Süd, stets auf der Suche nach typischen lokalen Rezepten, Produkten und Zubereitungen. Auf angenehmste Weise verschwimmen Geschichten und Rezepte, Anekdoten und Produktbesprechungen. Kennedy geht in seinen Rezepte aber deutlich über die Klassiker der italienischen Küche hinaus und führt den Leser zu ganz neuen Ideen und Kreationen.
Vielleicht das beste italienische Kochbuch?
Etwas mehr als ein Jahr hat er Italien bereist und die unterschiedlichen Regionen vor allem in kulinarischer Hinsicht unter die Lupe genommen. Ganz ähnliche zum Klassiker Ricette di Osterie d’Italia sind so auch beim Bocca Cookbook die Rezepte immer direkt mit der Herkunftsdestination verknüpft. Dabei ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie stark die Küche Italiens von Nord nach Süd variiert und wie (und vor allem auch warum) in bestimmten Ecken des Landes ganz andere Formen der Zubereitung zuhause sind.
In London betreibt Kenedy seit einigen Jahren das Restaurant Bocca di Lupo, das sich mittlerweile einen guten Namen für authentische, aber eben auch teilweise sehr ausgefallene Gerichte gemacht hat. Manche davon stammen auch direkt aus diese Exkursionsphase in Italien und sind somit auch in ähnlicher Form Teil des Kochbuches.
Lieber eine Komponente weglassen, die nicht zwingend erforderlich ist, statt noch ein weiteres Element hinzuzugeben. So eine Maxime von Kenedy. Die Reduktion auf das Wesentliche, auf die wahre Essenz eines Gerichtes. Das geht natürlich nur mit perfekten Produkten.
In Italien bin ich wenige Stunden nach der Lektüre des Buches seinem Rat direkt gefolgt und habe wunderbaren Lardo vom Metzger nebenan erstanden, hauchdünn aufgeschnitten und mit gehackten Nüssen und einem Hauch von Zitronenzesten serviert. Einfach. Aber auf seine Art perfekt. Und sicherlich nicht weiter zu reduzieren.
Natürlich gehen die anderen Rezepte im Buch deutlich weiter, der Fokus auf die wenigen zentralen Produkte bleibt aber stets der gleiche.